SCHRATTEFLUE - Teufel, Hengst und Jungfrau

DIE AUSSTELLUNG

Zu jeder Aufführung fand parallel eine Ausstellung statt. Diese ermöglichte in anderer Form einen Einblick in die Innenwelt der Schrattenfluh. Fundstücke, vor Ort gesammelt, wurden mit weiteren Artefakten und Recherchematerial zu einer „Wunderkammer“ geformt. Die Inszenierung eröffnete Gedankenspiele und Geschichten, die sich zwischen den teilweise kuriosen, aber auch banalen Materialien und Gegenständen ergab.

Die Ausstellung wurde von Carina Sommer und Livia Müller konzipiert. Einführung: Bettina Staub

WUNDERKAMMER SCHRATTEFLUE
Ein zerfurchtes Holzstück, so gross wie der Schädel eines Fuchses, mit hornähnlichen Auswüchsen, ausgewaschen vom Regen; darunter liegend eine gewölbte Haut, seitlich zerfranst, bronzen glänzend wie ein Stück gegossenes Reptil; daneben eine rostige Schale mit Rissen, ein Splitter Menschengewalt, ein liegengebliebenes Metallteil von militärischen Übungen in der Schrattenfluh: Das Entdecken, Auswählen, Sammeln, Ordnen, Kategorisieren und Arrangieren von Material liegt in der Natur des Menschen – es reizt die Sinne, es fasziniert. So, wie auch das Betrachten von Sammlungen aller Art, seien es wissenschaftliche, archivarische, private oder künstlerische. Bei genauem Hinsehen werden Auswahlkriterien, Ordnungssysteme aber auch neue Zusammenhänge erkennbar. Sie kitzeln den eigenen Sammler- und Ordnungsinstinkt.

Durch ungewohnte Materialkombinationen spielen die Künstlerinnen Livia Müller und Carina Sommer in der Ausstellung «Wunderkammer Schratteflue» mit neuen Perspektiven und Betrachtungsmöglichkeiten. Elemente aus der Recherche, Steine, die an Fabelwesen erinnern, seltsame Formen von Wurzeln, Knochen und vieles mehr haben die beiden innerhalb eines künstlerischen Prozesses zu einer «Wunderkammer» geformt. Diese materielle Inszenierung führt ins Bühnenstück ein und ermöglicht einen weiteren Einblick in die Welt der Schrattenfluh. Sie eröffnet Gedankenspiele und Geschichten, die sich zwischen den teilweise kuriosen, aber auch banalen Werkstoffen und Gegenständen ergeben. Wie auch bei den ursprünglichen Wunderkammern des 16., 17. und 18. Jahrhunderts, soll die «Wunderkammer Schratteflue» über Staunen und Verwundern Zugänge zum Wissen über die Welt erschaffen, aber durch Irritation auch Fragen aufwerfen und zum Fantasieren anregen. Alte Mythen aus dem Innersten des geheimnisvollen Karstgebirges werden wiederentdeckt und im Geiste des Betrachtenden neue erschaffen.

Bettina Staub, Mai 2022